Literarische Soloabende

Der österreichische Regisseur, Schauspieler und Autor Wolfgang Lesowsky ist am Samstag, den 13.11.2010 verstorben.

Wir trauern mit seiner Familie um einen großen Künstler und lieben Freund. mit dem wir die Freude hatten zusammenzuarbeiten und der uns immer unvergesslich bleiben wird.

Wolfgang Lesowsky hatte mit seinen Soloprogrammen, die sich vorwiegend der deutschsprachigen Literatur widmen, eine Form gefunden, große Themen ebenso spannend wie unterhaltsam zu verdichten. Sie sind unter anderem dem großen Satiriker Karl Kraus gewidmet, veranschaulichen die kongeniale Zusammenarbeit von Bertolt Brecht und Hanns Eisler, oder vergegenwärtigen in einem Streifzug die Geschichte der österreichischen Literatur, wobei unter dem Focus "Weltuntergang oder Die Welt steht auf kein'' Fall mehr lang" auch so manche "Seelenverwandschaft" hervortritt.

Details

Die Soloabende des österreichischen Regisseurs, Schauspielers und Autors Wolfgang Lesowsky:

"Ich bin der Vogel, den sein Nest beschmutzt"

In „Ich bin der Vogel, den sein Nest beschmutzt“ präsentiert Wolfgang Lesowsky Aphorismen des genialen Satirikers Karl Kraus und Szenen aus seinem Hauptwerk, dem Drama „Die letzten Tage der Menschheit“. Es gelingt ihm eindrucksvoll, nicht nur Einsicht in die Bandbreite der Themen und die stilistische Virtuosität eines der wichtigsten Autoren des 20. Jahrhunderts zu geben, sondern auch die - manchmal beunruhigende – Gegenwärtigkeit seines literarischen Schaffens zu vermitteln.

Karl Kaus war ein unbestechlicher Denker, Satiriker und Sprachkünstler von höchster Qualität. Geboren 1874 in Jicín, Böhmen, gestorben 1936 in Wien, hat sein Werk die Zeit überstanden und blieb beeindruckend aktuell.

Mit äußerster Knappheit formulierte er seine Grundgedanken und seine Stellung zur Sprache in den von ihm zusammengestellten Aphorismensammlungen „Sprüche und Widersprüche“, „Pro domo et mundo“ und „Nachts“. Oft waren dabei auch kurze Essays, die – um den Zensor zu täuschen – als Aphorismen erschienen. 

In Wien wegen seiner satirischen Schärfe verhasst und vielfach angefeindet, wurde Karl Kraus von der Sorbonne in Paris für den Nobelpreis für Literatur vorgeschlagen – ohne Erfolg.


Sein Hauptwerk „Die letzten Tage der Menschheit“ entstand in den Jahren 1915 bis 1922, einzelne Szenen erschienen in seiner Zeitschrift „Die Fackel“, in der er 37 Jahre lang, von 1899 bis 1936 alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens analysierte und kritisierte. Umgekehrt waren Texte in der „Fackel“ Vorstufen zu Szenen im Drama, eine erste Fassung wurde in diesem, seinem wichtigsten Medium, 1918/19 veröffentlicht. Das grandiose Antikriegsstück, von ihm selbst „einem Marstheater zugedacht“, würde zumindest zehn Theaterabende umfassen. Die mehr als 200 Szenen sprengen alle literarischen Konventionen. An Stelle des traditionellen Dramas entsteht eine neue Form, welche die Elemente des politischen Theaters von Erwin Piscator, des epischen von Bertolt Brecht und des dokumentarischen von Peter Weiss vorwegnimmt.

An die Nachgeborenen - Eine Collage über Leben, Werk und Zusammenarbeit von Bertolt Brecht und Hanns Eisler

Die beiden Freunde Bertolt Brecht und Hanns Eisler hatten die gleiche Auffassung von Kunst, die gleichen kämpferischen Ansichten und den gleichen Humor. In ihrem unsteten Leben, viele Jahre auf der Flucht und in der Emigration begegneten sie einander immer wieder, und es entstand eine fruchtbare Zusammenarbeit über Jahrzehnte. In seiner literarisch-musikalischen Collage über die Zusammenarbeit der Theaterikone Brecht und des Schöpfers - nicht nur - proletarischer "Kampfmusik" der 20er Jahre Eisler, lässt Wolfgang Lesowsky ein Stück Zeitgeschichte lebendig werden.


Bertolt Brecht

einer der größten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, Stückeschreiber, Lyriker, Theatermann, Intellektueller – der Klassiker der Vernunft.

Hanns Eisler

Kongenialer Komponist, einer der wichtigsten Schüler von Arnold Schönberg.
Neben seinen Sinfonien, Suiten und Sonaten, Arbeiterchören und Kampfliedern vertonte Eisler Texte bekannter Schriftsteller. Zahlreiche Musiken für Filme (Deutschland, Frankreich, USA) und für das Theater.

Einige der wichtigsten Werke von Hanns Eisler entstanden in enger Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht. So zum Beispiel die Musik zu den Theaterstücken „Die Mutter“, „Die Maßnahme“, „Gallileo“, „Schweyk im 2. Weltkrieg“ oder zum Film „Kuhle Wampe“.



Weltuntergang oder Die Welt steht auf kein'' Fall mehr lang. Ein Streifzug durch die österreichische Literatur.

 

Der Titel bezieht sich sowohl auf das „Kometenlied" aus Nestroys „Lumpazivagabundus" als auch auf den gleichnamigen Titel des Theaterstückes von Jura Soyfer.

Geistreich, pointiert, humorvoll, räsonierend, sarkastisch, aufmüpfig, kritisch, himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt - Wolfgang Lesowskys literarischer Streifzug zwischen Untergangsstimmung und Überlebenswillen folgt den Autoren durch die Geschichte: den hellwachen Diagnostikern gesellschaftlicher Entwicklungen und sozialer Zustände ebenso wie den hochsensiblen Beobachtern menschlicher Befindlichkeiten.

Im Focus sind: Johann NESTROY, Jura SOYFER, Karl KRAUS, Arthur SCHNITZLER, Stefan ZWEIG, Elias CANETTI, Herbert EISENREICH, Christine LAVANT, Thomas BERNHARD, Clemens EICH (u.a.)

Wolfgang Lesowsky - Biografie


1958 - 61 Schauspielausbildung in Wien.
1960 - 64 Regieassistent an den Münchner Kammerspielen und an Wiener Theatern, u. a. bei Karl Paryla, Fritz Kortner, Hans Lietzau und Erich Neuberg. 
Seit 1964 Regisseur bei Theater, Film und Fernsehen. 
1970 Gründer und Leiter der „Arena 70" (Wiener Festwochen). 
Vorstandsmitglied des Verbandes der Filmregisseure Österreichs. Gastprofessor für Film und Fernsehen an der University of New Mexico, USA. Lehrbeauftragter für TV-Regie an der Abteilung Film und Fernsehen der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien. 

Zahlreiche Filme über Kunst und Künstler. Opern-Adaptionen. Lyrik-Veröffentlichungen.

Arbeiten: (Auswahl)

Theaterinszenierungen:

Ulrich Becher - Peter Preses
Das Spiel vom Lieben Augustin - Musik: Wolfgang Ambros
Peter Wagner
Lafnitz - Musik: Kurt Schwertsik
Wolfgang Lesowsky
Elefantenhochzeit - Musik: Georg Kreisler

Filme:

Sterben werd ich um zu leben - Gustav Mahler. Kino-Spielfilm. Drehbuch: H. Blaukopf, W. Lesowsky, Regie: W. Lesowsky
Die Stimmen von Marrakesch - Film. Drehbuch, Regie (frei nach den gleichnamigen Aufzeichnungen von Elias Canetti): W. Lesowsky
Spurensicherung - Der Maler Georg Eisler - Dokumentarfilm. Drehbuch, Regie: Wolfgang Lesowsky
Heanzenland - Vom Leben auf dem Lande - Film. Drehbuch, Regie: Wolfgang Lesowsky
Begegnung im Nebel - Spielfilm. Drehbuch, Regie (nach der gleichnamigen Erzählung von Johannes Mario Simmel): W. Lesowsky
Top Secret - Spielfilm. Drehbuch E. A. Ekker, W. Lesowsky, Regie: W. Lesowsky
Jura Soyfer - Dokumentarfilm, Drehbuch, Regie: Wolfgang Lesowsky
Die Frau im Fenster - Spielfilm, Drehbuch (nach der gleichnamigen Novelle von H. Eisenreich): H. Eisenreich, W. Lesowsky, Regie: W. Lesowsky
vom armen b.b. - Film, Drehbuch, Regie: W. Lesowsky
Die Toten schweigen - Spielfilm, Drehbuch, Regie (nach einer Novelle von Arthur Schnitzler): W. Lesowsky

Als Schauspieler:

Arthur Rössler in Egon Schiele
Erzähler in Die Stimmen von Marrakesch (Elias Canetti)
SS-Engelmann in Holocaust
Doktor Roediger in Die Traumnovelle (Arthur Schnitzler)
Major Kreitz in Steiner II
Baldovino in Die Wollust der Anständigkeit (Luigi Pirandello)
Nr. 12 (Werbe-Mann) in Die zwölf Geschworenen (Rose-Budjuhn)

Preise, Auszeichnungen: Nominierung zum Grossen Österreichischen Staatspreis für Filmkunst, Zweifacher UNDA-Preisträger

Mitgliedschaften: Österreichischer P.E.N. Club, Künstlerhaus, Seccession, IG Autoren

Links

http://de.wikipedia.org/wiki/Lesowsky